PHILOSOPHIE DES RELIEFBAUS


Die Reliefs dieser Seite entstehen in der Tradition der klassischen Reliefbaukunst durchweg von Hand. Dies stößt in Gesprächen mit Interessierten oft auf Verwunderung, schließlich seien doch heutzutage digitale Geländedaten in bisher nicht erreichter Präzision verfügbar, und auch die maschinelle Fertigung mittels Rapid-Prototyping-Verfahren oder CNC-Fräsen sei die bessere und vor allem genauere Methode im Vergleich zur vermeintlich ungenauen Handarbeit - von vorgeblichen Kosteneinsparungen und Möglichkeit der Massenfertigung ganz abgesehen.


Die so dargestellte Ansicht ist schlicht falsch.

Es existiert trotz vielfacher Versuche bis heute kein durch digitale Geländedaten mittels einer Maschine gefertigtes Relief, das auch nur annähernd an die Qualität der durch Handarbeit erzeugten Reliefs eines Carl Meili, Eduard Imhof oder Toni Mair heranreicht.


Selbst ein im Rahmen einer Diplomarbeit durch Stereolithographieverfahren erzeugtes Relief des Eigers im Maßstab 1:12.500, für dessen "Druck" zuvor mit großem Aufwand zusätzliche Punkte eingemessen wurden, enttäuscht letztlich im Vergleich mit einem klassisch erstellten Relief. Neben zahlreichen Unzulänglichkeiten der Geometrie ("Treppenstufen" in den glatten Firnwänden trotz einer Schichtdicke von nur 0.15 mm, "basaltartige" Säulen im aus Kalk bestehenden Gestein des Berges) fällt vor allem auf, dass von vornherein nicht versucht wurde, dem Relief auch die richtige Farbe zu geben.


Bezüglich der reinen Geometrie eines Reliefs, also der absoluten Form der Oberfläche, wird eine bloße Verfeinerung und bessere Auflösung der Daten nicht zum Erfolg führen: Oft zeichnen sich die realen Strukturen in der Natur durch Effekte aus, die das menschliche Sehen beeinflussen und nicht von einer Maschine - wohl aber vom Reliefkünstler mit bewußter Bearbeitung - erzeugt werden können. Der Bergschrund am Fuß von vereisten Wänden beispielsweise (eine charakteristische Spalte, die durch das Abreißen des darunter abfließenden Gletschereises entsteht), wird durch ihre Ausmaße von nur wenigen Metern im oft sehr steilen Gelände immer durch das Raster eines digitalen Geländemodells fallen. Durch den Schatten, der sich in diesem Bergschrund bildet, ist er aber ein ungemein auffälliges Merkmal jedes vergletscherten Berges, sein Fehlen fällt sofort auf. Es gäbe zahllose weitere Beispiele.


Hauptproblem einer maschinellen Fertigung von Reliefs bleibt aber die Farbgebung: Luft- oder Satellitenbilder (Orthofotos) als Datengrundlage für eine automatisierte Bemalung sind nicht geeignet. Denn in ihnen finden sich in steilen Bereichen keine Informationen mehr: Die Nordwand des Eiger hat auf Grund ihrer Steilheit auf einem Luftbild nur eine Fläche von etwa einem halben Quadratkilometer, die wirkliche Wand jedoch eine Fläche von etwa 1,1 Quadratkilometern. In virtuellen Geländedarstellungen wie beispielsweise dem populären GoogleEarth führt dies dazu, dass in steilem Gelände stets verschwommene Schlieren und texturartige Strukturen zu sehen sind und nie das wirkliche Aussehen der betreffenden Partie erzeugt wird - völlig unabhängig von der Auflösung der Bilddaten!

Ein weiteres Problem auf Fotos sind die dort enthaltenen Schatten. Denn Schatten sollen im Relief ja eben nicht abgedruckt werden, sie würden bei geeigneter Beleuchtung automatisch und natürlich entstehen.


Diesbezüglich klägliche Ergebnisse liefert eine amerikanische Firma, die ihre Reliefs komplett automatisiert fertigt: Nachfolgend ein Foto eines Reliefs des Mount Everest im Maßstab 1:40.000 dieser Firma, dazu im Vergleich ein handgemachtes. Im maschinell gefertigten Relief finden sich in der gewaltigen Südwand des Nuptse und Lhotse keinerlei Strukturen, die Bemalung ist verschwommen. Gleichwohl spricht die Firma von »the maker of the world’s most accurate solid terrain models« . . .

Handgefertigte Reliefs wirken beseelt, sie sind nicht steril wie maschinell erstellte. Auf ihnen fließen die Gletscher wirklich, ist die Gischt der Wasserfälle zu erahnen und das Glänzen der Firngrate an den Gipfeln zu sehen.



Berufsethos

Ein weiterer Grund für die Fertigung der Reliefs von Hand führt in den Bereich des Berufsethos eines Reliefkünstlers, denn als solcher versteht er sich.

Der Bau klassischer Reliefs ist eine als Kunsthandwerk zu bezeichnende Tätigkeit, die mittlerweile auf eine Tradition von mehr als hundert Jahren zurückblicken kann. Soll dieses Kunsthandwerk, dass jahrelange Erfahrung, topographische und geologische Kenntnisse, Liebe zur Landschaft an sich und Geduld in der Ausführung verlangt nicht aussterben, muss es weiterhin eine Kontinuität geben.

 

Genauso, wie es sie beispielsweise im Instrumentenbau gibt. Kein Musiker eines renommierten Orchesters spielt auf einer maschinell gefertigten Violine.


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